Die Mahn- und Gedenkstätte, Mühlenstraße 29, hat am Montag, 9. Oktober, ihre neue Sonderausstellung „Brandgefährlich. Die Düsseldorfer Feuerwehr im Nationalsozialismus“ vorgestellt. Die Ausstellung läuft ab Dienstag, 10. Oktober, bis zum 26. Mai 2024 und wurde durch die Mahn- und Gedenkstätte und das Stadtarchiv Düsseldorf erarbeitet. Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller, die Beigeordnete für Kultur und Integration, Miriam Koch und der Leiter der Feuerwehr, David von der Lieth, ließen sich vom Team der Kuratorinnen und Kuratoren die Ausstellung im Rahmen der Vorstellung zeigen.

Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller: „Die Ausstellung ‚Brandgefährlich. Die Düsseldorfer Feuerwehr im Nationalsozialismus‘ legt schonungslos das dunkelste Kapitel in der Geschichte der Düsseldorfer Feuerwehr offen. Es ist erschreckend, wie stark der direkte Einfluss des NS-Regimes war und wie tief der Nationalsozialismus in die Arbeit der Feuerwehr eingedrungen ist. Daher finde ich es richtig und wichtig, dass wir uns in Düsseldorf auch diesem Teil der Historie stellen.“

Die Ausstellung thematisiert unter anderem die Tätigkeit und die Untätigkeit der Feuerwehr in der Pogromnacht vom November 1938, in der auch in der Düsseldorfer Innenstadt sowie in Benrath die Synagogen brannten. Sie fragt nach der Personalpolitik und der ideologischen Ausrichtung, beleuchtet die Rolle der Feuerwehr bei den ab 1941 erfolgten Deportationen der jüdischen Bevölkerung und bei der Bekämpfung der Bombenbrände bis zum Kriegsende.

David von der Lieth, Leiter der Feuerwehr Düsseldorf: „Ich danke den beiden Kulturinstituten für diese beeindruckende Ausstellung. Die Düsseldorfer Feuerwehr wird mit vielen Mitarbeitenden sowie den ehrenamtlichen Einsatzkräften in den kommenden Monaten das Haus besuchen und sich diese Ausstellung anschauen. Das ist für unser Selbstverständnis und die Identität einer heutigen Feuerwehr in einer demokratischen Großstadt von ganz zentraler Bedeutung.“

Die Kuratierung der Sonderausstellung übernahmen Hildegard Jakobs (stellvertretende Leiterin der Gedenkstätte), Dr. Benedikt Mauer (Leiter des Stadtarchivs), Anna Schlieck und Immo Schatzschneider (Mahn- und Gedenkstätte) und die Gestaltung das Büro Ullrich, Düsseldorf. Sie wurde finanziert mit Unterstützung des Stadtfeuerwehrverbands, der Landeszentrale für politische Bildung NRW und des Förderkreises der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf e. V.

Der historische Hintergrund

Die Entstehung der heutigen Berufsfeuerwehren ist eng mit der Industrialisierung und dem sprunghaften Bevölkerungsanstieg wachsender Städte verbunden. Bis in die Zeit um 1900 war die Feuerwehrorganisation in Düsseldorf größtenteils ehrenamtlich organisiert, sogenannte Nachbarschaftsverordnungen regelten die Zuständigkeiten im Brand- und Schadensfall, die städtische Polizei koordinierte im Brandfall die Löschmaßnahmen.

Im März 1872 entstand vermutlich durch einen überhitzten Ofen im damaligen Schloss am Burgplatz ein Feuer. Binnen kürzester Zeit stand das gesamte Gebäude in Flammen. Noch im selben Jahr wurde eine Berufsfeuerwehr mit entsprechend ausgebildetem Fachpersonal ins Leben gerufen. Im Zusammenspiel mit den nach wie vor existierenden freiwilligen Feuerwehren und den Werksfeuerwehren, die von großen Unternehmen unterhalten wurden, entwickelte sich eine Feuerwehrorganisation.

Das stetige Wachstum der Stadt verlangte nach mehreren Feuerwehrwachen. 1933 gab es fünf für das Stadtgebiet zuständige Feuerwachen der Berufsfeuerwehr. Sieben Löscheinheiten der freiwilligen Feuerwehr unterstützten sie. Bei besonders personalintensiven Einsätzen kamen die Werksfeuerwehren großer Fabriken hinzu.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 änderte sich vieles im Deutschen Reich und natürlich auch in Düsseldorf: Die Ausstellung zeigt, welche organisatorischen Änderungen von Seiten der nationalsozialistischen Behörden und Amtsträger erfolgten, die auch die Düsseldorfer Berufsfeuerwehr betrafen.

Schon im ersten Jahr der Machtübernahme veränderte sich der Alltag für die Düsseldorfer Feuerwehrmänner spürbar: Die Einführung des „deutschen Grußes“, des Hakenkreuzes und weiterer Symbole sollten unmissverständlich klarmachen, dass die Nationalsozialisten und ihre Ideologie immer und überall präsent sind. Grundlegende Änderungen im Organisationsapparat durch das „Gesetz über das Feuerlöschwesen“ (1933) sowie der Beginn einer intensiven Luftschutz-Ausbildung führten den Feuerwehrmännern vor Augen, dass sich Selbstverständnis und Aufgaben ihrer Institution von nun an drastisch wandeln würden.

Die Düsseldorfer Bevölkerung nahm die großen – teils spektakulären – Einsätze ihrer Feuerwehr meist positiv wahr. Selten wurde das Handeln der Einsatzkräfte und die Entscheidungen der Branddirektion in der Öffentlichkeit kritisiert. Das Eingreifen der Feuerwehrmänner in extremen Gefahrensituationen – bei Großfeuern, Unfällen und Naturkatastrophen – verschaffte ihnen in der Bevölkerung hohes Ansehen. Ob auf der großen „Reichsausstellung Schaffendes Volk“ (1937) oder bei Paraden, die Feuerwehr faszinierte die Menschen, sie war ihnen aber auch durch ihre tägliche Arbeit nah und vertraut.

Die unmittelbar nach 1933 begonnene Umstrukturierung der Berufsfeuerwehr zu einer Polizeibehörde erfuhr am 23. November 1938 einen weiteren Schub. Mit dem „Reichsgesetz über das Feuerlöschwesen“ wurde sie ein Teil der Ordnungspolizei und somit hinsichtlich ihrer Organisation verstaatlicht und dem Reichsminister des Inneren und Chef der deutschen Polizei, Heinrich Himmler, unterstellt. Mit Kriegsbeginn am 1. September 1939 wurde reichsweit der „Sicherheits- und Hilfsdienst“, kurz SHD aufgestellt. Er umfasste in Düsseldorf zunächst rund 800 Männer. Den größten Teil stellten die Feuerlöscheinheiten, hier als besonders professionalisierte Kräfte jene der Berufsfeuerwehr. Sie unterstanden weiterhin dem Polizeipräsidenten und waren für den „Feuer- und Entgiftungsdienst“ zuständig (FE-Einheiten). Im Laufe der Jahre wuchs aufgrund der immer massiveren Luftangriffe die Personenstärke der zunächst drei Abschnitte des Luftschutzabschnitts Düsseldorf.

Unmittelbar nach Kriegsende 1945 begann auch bei der Düsseldorfer Berufsfeuerwehr die so genannte „Entnazifizierung“. Zunächst wurden verdächtige Personen durch die Militärregierung vom Dienst suspendiert. Gründe hierfür waren in erster Linie die Mitgliedschaft in der NSDAP oder ihr angeschlossener Organisationen (etwa SA) bereits vor dem Jahr 1933.

Informationen

Die Sonderausstellung kann zu den üblichen Öffnungszeiten (sonntags, dienstags bis freitags von 11 bis 17 Uhr, samstags von 13 bis 17 Uhr, montags geschlossen) besucht werden. Der Eintritt ist kostenfrei. Gruppen, die Führungen oder Workshops buchen möchten, müssen dies telefonisch abstimmen unter 0211-8996205.

Ein Video zu diesem Thema unter: www.youtube.com/stadtduesseldorf.

Foto © © Landeshauptstadt Düsseldorf/Michael Gstettenbauer: Kurator Dr. Benedict Mauer, Leiter des Stadtarchivs, und Kuratorin Anna Schlieck, Mahn- und Gedenkstätte, führten Feuwerwehrchef David von der Lieth und Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller (v. r.) durch die Ausstellung